Predigt Post-Mortem: „Wie die Taufe dein Leben verändert“

26. November 2025

Letzten Sonntag habe ich in unserem Taufgottesdienst über die Taufe gepredigt. Eine passende Predigt für das Ende eines Jahres, in dem ich mich intensiv mit der Taufe in unserer Gemeinde auseinandergesetzt habe.

In der Predigt habe ich Kolosser 2 ausgelegt und die inneren Veränderungen benannt, die dort mit der Taufe verbunden werden. Außerdem war die Vorbereitung etwas besonderes für mich. Auf diese beiden Punkte werde ich im Folgenden weiter eingehen.

Kolosser 2,11–15

In diesem Text beschreibt Paulus, dass wir in Christus beschnitten sind. Es spricht einiges dafür, dass er „die Beschneidung des Christus“ mit dem Tod von Jesus am Kreuz in Verbindung bringt. Wir sind mit Christus beschnitten bedeutet in dem Sinn also: wir sind mit ihm gestorben. Er schreibt weiter, dass wir in der Taufe mit Jesus begraben sind und zu neuem Leben auferweckt wurden. All das geschieht, weil unsere Schuld am Kreuz ausgelöscht wurde.

All das sind innere, nicht sichtbare Veränderungen. Denn die Beschneidung ist „nicht mit Händen vollzogen“ (Kol 2,11). Was innerlich, geistlich schon geschehen ist, soll anschließend in unserem Leben sichtbar werden, durch die Kraft Gottes.

Unsere Schuld wurde ausgelöscht. Somit besteht keine Trennung zwischen Gott und uns. Außerdem sollen uns keine Schuldgefühle oder anklagende Gedanken plagen. Das ist die Basis für die weiteren Veränderungen.

Wir sind mit Christus gestorben und begraben. Unser altes Leben in der sündigen, menschlichen Natur ist in der Taufe mit Christus am Kreuz gestorben. Meinem Verständnis nach legt Paulus uns deshalb in Kolosser 3 nahe, dass wir sündhafte Verhaltensweisen ablegen sollen. Denn wir sind bereits für solches Verhalten gestorben und dieser Zustand soll nun in unserem Leben sichtbar werden.

Wir sind mit Christus zu neuem Leben auferweckt. Jesus liebt uns so sehr, dass er uns sein Leben gibt. Auch diesen Punkt vertieft Paulus meiner Ansicht nach in Kolosser 3, wenn er schreibt, dass wir den neuen Menschen angezogen haben. Dies ist innerlich und geistlich bereits geschehen, es soll jedoch auch in unserem Leben sichtbar werden. Der neue Mensch, das neue Leben mit Jesus Christus, soll dem Ebenbild von Jesus immer mehr entsprechen.

Die Predigt-Vorbereitung

Anders als bei meinen bisherigen Predigten, habe ich diese Predigt fast ausschließlich in der Predigt-Woche vorbereitet. Dienstag bis Sonntag. In diesen Tagen habe ich fast ausschließlich an der Predigt gearbeitet, aber eben nur in diesen Tagen. Die Wochen davor waren von der Predigt nicht betroffen. Eine Entwicklung in diese Richtung finde ich erstrebenswert. Mittelfristig möchte ich meinen Zeitbedarf für die Predigt-Vorbereitung von 20 Stunden auf 12–16 Stunden reduzieren.

Glücklich bin ich darüber, dass es sich bei der Predigt um eine Auslegungspredigt handelte. Im Sommer hatte ich eine Vorlesung über den Kolosser-Brief. Dabei erwähnte unser Dozent Dierk Müller, dass mit „die Beschneidung des Christus“ wahrscheinlich der Tod Christi am Kreuz gemeint ist. Mit diesem Gedanken als Ausgangspunkt, hatte ich die Predigt-Vorbereitung begonnen. Durch meine Beschäftigung mit dem Predigt-Text, hat die Predigt ihre Gestalt bekommen. Nachdem ich einiges an Recherche vorgenommen habe,1 habe ich sogar den Logos Predigt Assistent (also: KI) nach einer Gliederung gefragt. Die Gliederung habe ich letztlich nicht verwendet, aber teilweise fand ich die Wortwahl hilfreich, um meine bisherigen Erkenntnisse zusammenzufassen.

Diese Predigt wollte ich ohne Text auf der Bühne predigen. Das hat nicht geklappt. Allerdings habe ich meine Vorbereitung an die Arbeitsweise angelehnt, die in dem Buch Preaching Without Notes beschrieben wird. Zumindest habe ich es versucht. Das Ziel habe ich zwar nicht erreicht, der Weg, den ich in die Richtung gegangen bin, war dennoch lohnenswert. Unter anderem empfiehlt der Autor vehement, dass das Predigt-Thema mit einem Satz eindeutig benannt werden soll. Das gelang mir nicht. Außerdem hält er eine Predigt-Metapher für unerlässlich. Auch da ist mir keine eingefallen. Vielleicht bei der nächsten Predigt.

Nachdem die Predigt gepredigt war, war mir auch deutlich klarer, was ich sagen wollte. Die inneren, geistlichen Veränderungen, die in der Taufe mit Christen geschehen, gleichen den äußeren Veränderungen, die in der alttestamentlichen Beschneidung geschehen. Dieser Gedanke kam mir noch während des Gottesdienstes und ich dachte: „Jetzt habe ich meine Predigt verstanden.“


  1. Dieses speziell für die Predigt-Vorbereitung entwickelte LLM habe ich wirklich erst spät im Prozess eingebunden, um Cognitive Debt möglichst zu verhindern. ↩︎